Hersteller: | Nintendo |
Name: | Game Boy |
Erstveröffentlichung; | Japan 21.04.1989 |
Entwicklung bis: | 2002 |
Verkaufte Geräte: | ca 120 Millionen |
Vorgänger: | Game & Watch |
Nachfolger: | Game Boy Pocket, Game Boy Light, Game Boy Color |
Hardware Kategorie: | Handheld Konsole |
Energieversorgung: | 4 x 1, 5V Mignon Batterien, Netzteil Betrieb möglich |
Datenträger: | Module bis 4 Mbit (ca. 0,5 Mb) |
Veröffentlichte Spiele: | ca. 1400 |
Weitere Schnittstellen: | Game Link Port (Dialogkabel), 3,5 mm Klinkenbuchse für Kopfhörer |
Zubehör: | Booster Boy, Lupe mit Licht, Licht, Kamera & Drucker, Battery Pack, Lautsprecher, Vier Spieler Adapter |
Im Juni 1990 bekam ich den Game Boy das erste mal über einen Freund meines Vaters zu sehen. Er brachte ihn aus Amerika mit, dort gab es den Game Boy schon im Juli 1989 zu kaufen. Das war für mich eine großartige Erfahrung, da man bisher nur LCD Spiele kannte, die als Vorläufer für den Game Boy galten. In Deutschland war die Veröffentlichung des Game Boys allerdings erst für den September 1990 festgelegt. So konnte er noch im gleichen Jahr das Weihnachtsgeschäft in Europa dominieren und startete Raketenartig in das neue Jahr 1991. Nintendo hatte diesen Erfolg, einer guten Hardware und Marketing Strategie zu verdanken. Die japanische Tradionsfirma verbaute nämlich nicht die neuste Technik in seine liebevoll genannte ¨Keksdose¨. Gunpei Yokoi, Erfinder des Game Boy, setzte hier auf schwache 8 Bit CMOS Prozessoren Technik und 4 Mhz Taktung. Als Ausgabe Einheit fungierte ein gelb/grün/schwarz LC Display, ohne Hintergrundbeleuchtung und kleiner Auflösung von 160 mal 144 Pixeln. Angetrieben von vier Duracell Batterien konnte er unter diesen Voraussetzungen allerdings ca 10 Stunden betrieben werden. Ein Vorteil gegenüber den Konkurrenten Sega und Atari die zur selben Zeit schon weit technisch bessere Handhelds, wie den Game Gear oder Lynx, auf den Markt brachten aber dadurch viel Strom hungriger, schwerer und klobiger wurden. So war nach bereits 4 Stunden und 6 eingelegten Batterien der Bildschirm bei den Konkurrenten dunkel. Auch waren die Hintergrund beleuchteten Displays der Mitbewerber nicht dafür geeignet, um damit im freien zu spielen, da sie kein Licht reflektieren konnten. Im Gegenzug brauchte der Game Boy allerdings Zubehör, oder eine starke Glühlampe im Zimmer, wenn man ohne große Mühe das Spielgeschehen in Innenräumen betrachten wollte. Durch den Verbau der schwächeren Technik, war auch ein niedriger Einführungspreis von 150 DM möglich, was heute ca 75 Euro sind. Die Konkurrenten Sega und Atari veranschlagten circa das doppelte für ihre Handhelds. Anfangs kosteten Spiele für den Game Boy um die 50 DM (25 Euro), später wurden sie günstiger und lagen bei ca 30 bis 40 DM (15 bis 20 Euro).
Als unschlagbar galt auch die Haptik und das Handling der grauen Plastik Kiste mit seinen violetten Aktionsknöpfen B und A und dem schwarzen Steuerkreuz. Schon beim NES erwies sich Nintendo´s Anordnung der Steuereinheit sowie die Qualität als richtungsweisend. Niemand konnte auch nur annähernd bessere Controller bauen die auch von langer Lebensdauer geprägt waren als Nintendo. Der Game Boy punktete ebenfalls durch perfekte Ergonomie. Er passte gut in Kinder als auch in Erwachsenen Hände und wurde durch den Einsatz der vier Batterien auch nicht zu schwer.
Tetris
Was den Game Boy aber hauptsächlich erst dazu brachte, in viele Haushalte zu gelangen, war einfach die Tatsache, das ihm bei Veröffentlichung das Spiel “Tetris” beigelegt wurde und ein Game Link Dialogkabel. Das russische Puzzlespiel, in dem man Steine so stapeln musste, das geschlossene Reihen verschwanden, löste bei vielen Menschen eine große Faszination aus, die bei einigen sicher auch in eine Sucht umschlug. Mit dem beiliegenden Dialogkabel zog Nintendo einen weiteren Joker aus der Tasche. Mit dieser Netzwerkkabel ähnlichen Verbindungsmöglichkeit zwischen zwei Game Boys, war es möglich, Tetris im Wettkampf gegeneinander zu spielen. Die Steinreihen die man auf dem eigenen Bildschirm löschte, erschienen beim Gegner auf dem Spielfeld. Meistens war die Freude über die dazugewonnen Steinreihen nicht besonders groß, denn das Ziel war eben nicht diese Reihen zu sammeln, sondern selbst die eigenen Reihen zu löschen. Plus diese, die man vom Gegner dazu bekam. War man nicht schnell genug oder einfach nur verplant, so ragte der eigene Steinhaufen ziemlich schnell bis an den oberen Rand des Bildschirms. Und dann hieß es schnell: Game Over! Nintendo entfachte ein Feuer mit dieser Geschäftsidee, von dem selbst die Japaner überrascht worden sind. Der Game Boy und Tetris wurden zum Kult. Wenn man es nicht besser wusste, hätte man glauben können, Nintendo hätte Tetris erfunden. Aber Tetris gab es schon lange vor 1989 und wurde auf einem russischen Computer vom Wissenschaftler Alexey Pajitnov an einer Universtät in Russland programmiert. Das Spiel wurde als Lernmittel eingesetzt. An Vermarktung dachte der Erfinder Alexey Pajitnov 1984 nicht, zumal der Eigentümer des Programms automatisch die Sowjetunion war.
120 Millionen Einheiten verkaufte der Japanische Elektronikhersteller bis 2002 und läutete damit das Entwicklungsende des Game Boys ein. Damit schrieb Nintendo Geschichte. Keine Konsole zuvor, konnte eine derart hohe Verkaufszahl erreichen. Erst der Nintendo DS (Baujahr 2004-2015) übertrumpft seinen Vorgänger mit 154 Millionen verkauften Geräten.
Pokémon
Das der Game Boy tatsächlich bis 2002 gebaut wurde, lag nicht nur an Tetris. Es gab auch andere sehr schöne Spiele die man nicht vergessen darf und die einen Kaufgrund darstellten und zur Anschaffung des Game Boys animierten. Spiele wie Super Mario Land 1-3, R-Type, Zelda, Kirby in allen Variationen, F1-Race, Magnetic Soccer oder Dr. Mario ließen die Keksdose viele Stufen nach oben klettern. Der Game Boy bekam aber noch mal einen zusätzlichen Schub als 1996 in Japan Pokémon Rot für den Game Boy erschien, welches hierzulande erst 1998 veröffentlicht wurde. Erfinder der Pokémon Spiele ist Satoshi Tajiri, der schon in seiner Kindheit gern durch die Natur lief, Tiere zeichnete, um sie dann später in einem Würfelspiel gegeneinander antreten zu lassen. Er rief mit Freunden 1982 die Firma Game Freak ins Leben über die er später Pokémon entwickelte und über Nintendo 1996 veröffentlichen ließ. Das Spielkonzept am Game Boy verlief ähnlich, wie damals das Malen der Tiere in der Natur. Im Videospiel findet man allerdings keine normalen Tiere sondern Fabelwesen die es einzufangen galt, sie auszubilden, um dann mit ihnen gegen andere Pokémon Trainer anzutreten. Das Konzept war also: Pokémon finden, züchten, sammeln, tauschen. Für Kinder war dies der perfekte Zeitvertreib, kaum ein Kind kam daran vorbei. Nintendo klügelte wieder einmal die beste Marketing Strategie aus, die ähnlich wie bei Tetris oder sogar noch mehr, einschlug wie eine Bombe. Der Game Boy ging abermals um den Globus um erneut die Spielerherzen gemeinsam mit den Pokémon zu erobern. 200 Millionen Spiele wurden insgesamt verkauft. Zusätzlich zu den Spielen, die bis heute (2016) entwickelt wurden, entstand ein Merchandising Pool über TV Zeichentrick Serien, Sammelkarten und Kinofilme die Milliarden Umsätze einbrachten.
Booster Boy
Arcade Feeling für Zuhause. Dieses Zubehör beinhaltete alles, was der Game Boy Spieler brauchte: Lupe mit Licht, Klangverstärker und maximale Kontrolle. Das Gerät wurde mit vier Babyzellen betrieben und es konnte noch ein zusätzliches Netzteil angeschlossen werden um den Game Boy ohne Batterien betreiben zu können. Ich persönlich empfand dieses Zubehör als eine coole Erfindung. Die meisten Menschen sahen das allerdings etwas anders 😉
Lautsprecher
Der interne Lautsprecher des Game Boys erfüllte seinen Zweck, dennoch gab es scheinbar eine Nachfrage für externe Lautsprecher. Die Firma Nuby nahm sich der Sache an. Ich habe dieses Gerät mal in Aktion erlebt, weil ein Freund es sich zugelegt hatte. Super jedenfalls war der Stereosound aber ansonsten klang es auch nicht sooo viel besser. Zumindest konnte man es lauter drehen als es so mit dem Game Boy eigentlich möglich war… 😀
Lupe mit Licht
Der Light Max wurde oben auf den Game Boy gesteckt und mit 2 Mignon Batterien betrieben. So konnte mit 2 kleinen Birnchen, die im Rahmen unter der Lupe angebracht waren, der LC Bildschirm eine weile ausgeleuchtet werden. Wenn kein Licht nötig war, konnte man es an einem Schalter ausschalten. Aber dann galt es, sich mit dem Lichteinfall zu arrangieren, denn die Lupe spiegelte sich im hellen Licht.
Licht
Wer aber die Lupe wegen den Spiegelungen nicht haben wollte konnte sich die alternative von Nuby besorgen. Auch hier arbeiten im Rahmen 2 kleine Glühlämpchen die mit einem Schalter ausgeschaltet werden können.
Battery Pack
Wem es zu lästig war ständig neue Batterien zu kaufen und auch ein wenig an die Umwelt dachte, der konnte sich dieses “Strom Ei”, wie wir scherzhaft immer dazu gesagt haben, kaufen. War ne coole Sache, man konnte ihn sogar an den Gürtel anstecken.
Kamera & Drucker
Erst 1998 erschien die digitale Schwarzweiß Kamera von Nintendo. Zusammen im Set mit dem Game Boy Printer, war dies eine herrliche Beschäftigung für Kinder. Interessant ist auch, das der Printer ein Thermodrucker ist, der ohne Tinte auskommt. Das mitgelieferte Thermodrucker Papier war selbstklebend und konnte im Handel nachgekauft werden.
Zu jener Zeit war auch an Handys mit Fotokamera noch nicht zu denken, wenn man denn überhaupt schon ein Mobiltelefon hatte. Hier macht sich mal wieder bemerkbar, dass Nintendo früh innovative Ideen umsetzte, noch bevor es andere tun konnten.
4 Spieler Adapter
1991 brachte Nintendo im Bundle mit dem Rennspiel “F1 Race” den 4 Spieler Adapter auf den Markt. Oh mein Gott war das IRRE! Mit 2 Personen Tetris spielen, war ja schon ein Knaller, aber mit 4 Leuten während einer Freistunde in der Schule, ein Autorennen fahren, sind Momente die ich nie vergessen werde…
Singer Nähmaschine mit Game Boy programmierbar
Ja ihr habt richtig gelesen, auch das gab es…. 😛
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